Über Star Trek

Nun, ich hab einige Wochen gewartet mit diesem Eintrag hier… Der neue Star Trek Film von J.J. Abrams ist vor wenigen Wochen in die Kinos gekommen. Und das fast genau 4 Jahre nachdem die letzte Folge von Star Trek: Enterprise gelaufen ist. Endlich neues Material…

Nun, im Grunde genommen hat J.J. Abrams den Schlussstrich ziehen wollten nach jahrelanger Herrschaft von Rick Berman und Brannon Braga über das Star Trek Universum, das mit Folge zu Folge immer unkontrollierbarer wurde. Das Problem mit einem solch großen Franchise ist es, dass man ein Baustein auf das nächste draufsetzen will… und wenn man sich dann später das Bauwerk anschaut, sieht man, dass es stellenweise sehr schief liegt… was man besonders gut in den ersten 3 Seasons von Enterprise sehen konnte und wie dort die Vulkanier dargestellt wurden. So lange bis Manny Coto als Frontrunner die Serie auf Canon-Linie drückte…

Gut. J.J.Abrams, der bekanntermaßen Serien wie Fringe oder Lost gestartet hat, war der Regisseur und Produzent des Ganzen, Damon Lindelof, seines Zeichens zweiter Showrunner von Lost (und der auch eine fast perfekte Kopie von Gestern, Heute, Morgen als Lost-Folge verfasst hat zusammen mit Carlton Cuse, siehe „Die Konstante“) war auch noch mit von der Partie. Und wir wissen alle, dass Lost in den letzten beiden Jahren zu einem brutalen Zeitreisedschungel mutiert ist…

Also eigentlich gute Voraussetzungen für den Film, denn die Prämisse ist ein krasser Reboot des Franchise bei 0. das heißt noch vor der allerersten Star Trek Folge. Und dabei beginnt die Geschichte eigentlich direkt nach Star Trek Nemesis. 8 Jahre nach den Ereignissen um Shinzon bekommt Romulus noch einen fiesen Schlag in die Weichteile… Denn diesmal wird der ganze Planet von einem immer größer werdenen Riesenstern zerstört. Einer der Gründe für dieses Unglück lag auch in dem dauernden Streit zwischen den Brüdervölkern Romulus und Vulkan. Und dann kommt auch noch die Föderation dazwischen, nachdem die NCC-1701-E unter Captain Data und Botschafter Picard nicht für rechtzeitige Hilfe sorgen konnten. Gut, als dann ein etwas angepisster Romulaner meint, im Alleingang die Milliarden rächen zu müssen… mit einem aus Borgtechnologie getunten Bohrschiff. Und als dann die Föderation doch noch zur Rettung antritt und den bösen Riesenstern von den Weiten des Universums wegsaugen will mittels schwarzem Loch, kommt der Romulaner natürlich in die Quere und stürzt in eben selbiges hinein…

Schnitt und hier beginnt der Film. Das monstermäßige Schiff kommt aus einem Schwarzen Loch heraus (ohne zerrissen zu werden…) und beginnt dann das sofortige Feuer auf das arme Schiff… auf dem gerade der kleine James Tiberius Kirk geboren wird. Nun, das Gefecht endet mit einer gravierenden Veränderung in der Zeitlinie… Zum ersten wird der erste direkte Kontakt zu den Romulanern um 20 Jahre vorgezogen (vielleicht kann der Spruch des Romulaner Captains in Balance of Terror „In einem anderen Leben hätten wir Freunde sein können“ nun ironischerweise Realität werden), zum zweiten ist Kirks Papa nun tot… was er vorher nicht war… denk ich mal… da dieser früher nie erwähnt wurde in der Serie.

Nun einerseits hab ich mit diesem Schnitt eigentlich kaum Probleme. Die Tatsache, dass die Leute auf dem Föderationsschiff sich nicht wundern wie die Romulaner aussehen. In der Situation, in der die Leute auf der Kelvin sich befunden haben, war eine sehr kritische Phase… es kam auf jede einzelne Sekunde an, und sich da zu wundern wie einer auf dem Bildschirm aussieht, hätte den Tod bedeuten können. Andererseits haben alle Schiffe identification codes. Und wenn wir davon ausgehen, dass diese IDF-Codes sich innerhalb von 200 Jahren nicht verändern, dann sollte das eigentlich das geringste Problem sein.

Nun, es gab dann sehr wenige Überlebende, die davon berichten konnten von dem Zwischenfall… aber diejenigen, die es getan haben, werden mit Sicherheit dem Flottenkommando erwähnt haben, dass ein romulanisches Schiff ausserhalb der Neutralen Zone im Föderationsraum ein Föderationsschiff zerstört hat… Aussenpolitisch gesehen ist das natürlich der absolute Mega-GAU, da vertraglich zugesichert wird, dass jeder Verstoß gegen die Grenzen der Neutralen Zone zu einem sofortigen Krieg führen könnte. Und das ist natürlich nicht im Sinne beider Völker, wenn eine dritte Partei aus der Zukunft plötzlich einfällt. Deshalb denke ich mal, sind die diplomatischen Kanäle heißgelaufen zwischen Föderation und Romulus nach dem Kelvin-Zwischenfall. Dabei müssen die Romulaner aber direkt mit der Föderation verhandeln, was dann dazu führt dass auch hier der offizielle erste direkte Kontakt vorgezogen werden musste in der Geschichte. Bis dahin ists für mich glaubbar.

DANN aber gabs einige Schnitzer in der Erzählung. Sprung in der Zeit, 20 Jahre später. In einer Bar versucht der stark alkoholisierte Jim Kirk, sich an Uhura ranzuschmeißen, die daraufhin mehrere Budweiser, Jack Daniels und cardassianisches Ale bestellt. OK, mit dem Budweiser und Jack Daniels … da kann man drüber argumentieren… Wieso existiert dieses dünne Bräu (wurde mir gesagt, ich trink ja keinen Alk) in der Zukunft, in einer Welt, wo ein dritter Weltkrieg die meisten Besitztümer und Industrien zerstört hat, ein Bierunternehmen wie Budweiser noch… (das gleiche kann man noch zu Nokia sagen…)?

Das ist ja noch irgendwie debattierbar… aber cardassianisches Ale ??? Das letzte mal, als ich nachgeschaut hab, wurde Cardassia erst zwischen TOS und TNG entdeckt und es kam dann zu schwierigen Grenzstreitigkeiten… wovon Chief O’Brien ein leidiges Lied von singen konnte… und er kennt viele Lieder…

Aber wieso gibts zu dem Zeitpunkt schon cardassianisches Ale in ner dummen Kneipe in Iowa… An diesem Moment setzte mein Hirn für einen Moment aus…

Der zweite Aussetzer kam als Vulkan zerstört wird… und damit nicht nicht nur bekannte Orte wie der Berg Seleya, sondern auch Amanda Grayson, Spocks Mutter, und Milliarden weiterer Vulkanier. Und in dem Augenblick sah ich nicht nur, dass das komplette Universum vor einem kollosallen Neuanfang stand… nein, selbst die bisher noch konservierten Dinge wie Captain Archer’s Beagle oder der technologische Fortschritt sind nun anzweifelbar.

Gut, die Größe der Enterprise ist für mich auch noch verständlich… durch das Auftauchen der Narada sind die Baupläne der Föderation umgeworfen worden… Anstatt vieler kleiner Schiffe gibt es nun einige wenige große (die neue 1701 ist fast 4mal so groß wie die alte), was man auch damit erklären kann, dass etwaige Suchtrupps bei den Überresten der Kelvin auch ein paar Reste der Narada gefunden hat, die ja wie schon oben erwähnt, Borg-Technologie in sich trug. Gut… also im Grunde liegt der Fortschritt wieder bei den Borg.. wie schon so oft 🙂

Aber durch die Zerstörung des Vulkan sieht es wirklich schlecht aus fürs Universum. Schauen wir uns zB mal an, welche wichtigen Figuren vom Vulkan stammen. Viele Vulkanier waren z.B. im Maquis. Und dann ist da noch Tuvok. Und da Tuvok bereits zu Star Trek VI-Zeiten auf der Excelsior diente, könnte er bereits zu der Zeit gelebt haben… und nun elendig gestorben sein… mit den Vorfahren des Maquis. Das kann durchaus dazu führen, dass die gesamte Voyager Mission nie stattfinden wird.. und damit auch solche Zeitreisen, wie ins Jahr 1996 nie stattfinden werden. Und damit nie das Zeitschiff aus dem 29. Jahrhundert herlocken, das dann abstürzt und von Henry Starling ausgeschlachtet wird, der für die meisten Fortschritte in der Computerindustrie sorgen wird…

Werden alle wichtigen Zeitreisen, die spätere Generationen durchgeführt haben, und die zu wichtigen Veränderungen geführt haben, nun noch stattfinden… Ja ich rede mit dir, erster Kontakt, und mit dir temporaler Kalter Krieg, den ich eh nie kapiert habe…

Wo sind denn eigentlich die vielen Leute von der temporalen Polizei, wie Daniels da, der eigentlich dafür sorgen sollte, dass die Zeitlinie korrekt bleibt. Ich denk so ne kleine Zerstörung von nem kleinen unwichtigen Planeten wie Vulkan ist doch was anderes als eine umgeworfene Kaffeetasse.

Und mit den Cardassianern… wird DS9 jemals in der Zeitlinie existieren? Ich hoffe ja… den ansonsten gibts Probleme ^^

Nun ja… allgemein kann ich sagen, dass der Film durchaus einer der besseren Filme war, die in letzter Zeit im Kino angelaufen sind. Normale Kinogänger ohne Kenntnisse können einfach reingehen und sich berieseln lassen. Ihr werdet gute 2 Stunden unterhaltet… Aber als alter Hardcore-Trekker… bekommt man das Heulen…

Und hier sieht man das Problem… Man kann zwar Veränderungen reinbringen… aber sobald man anfängt, die großen Steine zu bewegen, dann sollte man aufpassen dass das Kartenhaus nicht zusammenfällt. Ich will mein altes Star Trek Universum wieder…

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