Ein wichtiges Mittel, um den Studenten neues Wissen beizubringen, ist das vorgetragenene Wissen zu üben. Mit Hilfe von Übungsaufgaben. Klingt jetzt kompliziert. Ist aber so 🙂
In meinem bisherigen Studentenleben habe ich gemerkt, dass man mit vielen praktischen und theoretischen Übungen den Stoff gut üben kann. In den letzten Jahren allerdings hat sich mein Blick allerdings gewandelt. Mittlerweile gab es bei mir den Wechsel von der Seite der Bearbeitenden zu der Seite der Aufgabensteller. Und ich kann euch sagen, es ist schon ein wenig mehr Arbeit als man denkt. Deshalb wollte ich mal einen kleinen Leitfaden bringen, wie man den schwierigen Spagat zwischen Dozentenwunsch, innerem Schweinehund und der Hörerschaft schaffen kann.
Der Stoff
Angenommen, ein Übungsblatt soll an einem Tag veröffentlicht werden, muss erst mal geschaut werden, welches Thema eigentlich behandelt wurde. Hier sollte man sich mit dem Dozenten absprechen und abchecken, welcher Themenbereich drankommen wird. Am besten fängt man hier so früh wie möglich an. Betreut man eine Vorlesung, bei der das Skript schon fest steht, kann man hier schon am besten nachlesen, was drankommen wird. Sind die Vorlesungen „neu“ (auch das kann mal vorkommen), sollte man sich auch mal in die Vorlesung setzen und mitschreiben. Dann sollte man sich am besten anstreichen welche Themen wichtig sind. Werden im Skript Beispiele verwendet, sollte man das am besten notieren. Auch sind nicht bewiesene Sätze in Skripten erste Anlaufpunkte für hübsche Aufgaben. Hat man einen groben Überblick über das Thema gefunden, kann man den Dozenten (sofern man nicht selbst derjenige ist) fragen, welche Themen er gerne auf dem Blatt haben will. Vielleicht hat er ja auch schon erste Übungsaufgaben parat, was dann schon meist etwas die Arbeit erleichtert.
Die Aufgabenrecherche
Hat man sich einen Überblick geschaffen über den zu übenden Stoff, geht es an die Hauptarbeit: Aufgaben finden. Hat die Vorlesung schon öfters stattgefunden, dann ist der erste Schritt erst mal der Blick in die Vergangenheit. Oftmals liegen alte Übungsaufgaben noch vereinzelt im Netz auf älteren Seiten herum. Vielleicht sogar noch mit Musterlösung. Hier sollte man aber sich eines im Klaren sein. Webseiten, die für einen selbst leicht zu ergoogeln sind, sind auch für andere leicht zu finden. Es ist schon vorgekommen, dass Aufgaben 1:1 von früheren Übungsblättern übernommen worden sind, und die abgegebenen Blätter von den Studis sehen aus wie eine abgeschriebene Kopie der dazu passenden alten Musterlösung. Ich hatte zB einmal eine Aufgabe, die mal früher verwendet wurde, und habe beim Abtippen mehrere Tippfehler eingebaut. Es kamen zwar immer noch „runde Werte“ raus, aber das hat auch dazu geführt, dass vereinzelte Studis die ältere Aufgabe bearbeitet haben, die ich eigentlich so nicht gestellt hatte…
Weitere Ideengeber sind Textbücher oder Aufgabenbücher. Schaut dazu mal am besten in eurer Bibliothek nach interessanten Büchern, denn dort findet ihr meist am Ende der jeweiligen Kapitel meist kurze Aufgaben und oftmals auch direkt mit einem Lösungvorschlag. Hier solltet ihr aber aufpassen, denn nicht jedes Buch passt auch zu dem Stoff, der in der Vorlesung durchgenommen wurde. Auch wenn Dozenten meist den Stoff auch mit Hilfe von externer Literatur vorbereiten, kann es passieren, dass man vieles weglassen muss aus Zeitgründen. Mal fällt hier ein Beweis raus oder hier eine Eigenschaft. Deshalb müsst ihr vorsichtig sein, dass eure Aufgaben NUR mit den Mitteln lösbar sind, die auch tatsächlich in der Vorlesung drangenommen wurden. Sehr schwieriger Spagat. Am besten einmal die Aufgabe durchrechnen an Hand von dem Vorlesungsskript.
Und noch eine Variante gibt es natürlich… Selbst Aufgaben kreiieren. Hier sollte man sich im klaren sein, dass man auf jeden Fall die Aufgabenstellung mind. 10 mal überlegen sollte, denn falsche und unklare Formulierungen kann für viele ziemlich unverständlich sein und eine anfangs als gut gemeinte Aufgabe schnell als übungstechnisches Waterloo enden. Manchmal kann es passieren, dass man zB eine Multiple Choice Frage etwas simpel formuliert, so dass sie zwar für die meisten verständlich ist, aber für jemanden, der etwas mehr Ahnung von dem Thema hat, nicht beantwortbar ist, weil man Spezial- und Sonderfälle „übersehen“ hat. Deshalb sollte man durchaus mal seine Aufgaben von Kollegen checken lassen, ob die Aufgabe auch sauber und verständlich zu verstehen ist. Will man aber eine Rechenaufgabe neu erstellen, sollte man am besten zu bewährten Tools wie Maple oder Matlab greifen und da mal schnell eine Aufgabe erstellen, z.B. wenn man Ableitungen berechnen oder lineare Gleichungssysteme lösen will. Hier kann man dann schnell sehen, ob die Aufgabe eine gute Lösung hat oder nicht (zB ob eine Lösung brutale Brüche hat oder nicht). Will man die Aufgabe so drehen, dass eine bestimmte Lösung herauskommen soll, kann man die Aufgabe mittels Trial und Error schnell so umformen, dass die gewünschte Lösung herauskommt.
Egal wo die Aufgaben herkommen, eine Sache sollte klar sein. Aufgaben sollen mit dem Stoff der Vorlesung lösbar sein. Natürlich kann man, wenn man pervers veranlagt ist, Millenniums-Aufgaben stellen als Bonuspunkteaufgabe, generell sollte man da aber absehen… das gibt dann eine gute Klausuraufgabe ab *g* (ok, das war ein Scherz 🙂 ). Für mich gibt es da die Handregel, dass ich Aufgaben nur dann gerne stelle, wenn ich weiss, dass es eine Beispiellösung gibt.
Die Manöverkritik
Ist das Aufgabenblatt gestellt, beginnt die richtig kritische Phase. Die Bearbeitung der Aufgaben durch die Studis. Es kommen immer wieder Fragen auf, viele verstehen die Aufgabenstellung falsch, andere haben einen vollkommen falschen Lösungsansatz. Hier sollte man einen kühlen Kopf behalten und versuchen aufkommende Fragen möglichst gut zu beantworten. Man kann kleine Hinweise geben, die einen auf die richtige Fährte bringen, aber ohne die komplette Lösung anzugeben. Ich vergleiche das immer mit dem Spoiler im Kino. Es gibt nichts nervigeres bei einem Film, wenn vor dir einer sitzt, der den Film letzte Woche bereits gesehen hat und laut gröhlt, dass der Hauptcharakter jetzt gleich stirbt (und ich stelle fest, dass die 12 jährigen Kiddies, die mir damals den Herrn der Ringe – Die Gefährten ruiniert haben am Ende des Films („DER BOROMIR BEKOMMT GLEICH 3 PFEILE AB!!!“), jetzt eigentlich so alt genug sind, um bei uns in der Vorlesung zu sitzen… ja… ich werde alt…). Was ich sagen will ist… nichts nervt mehr beim Lernen oder generellen Vorbereiten, wenn man sich selbst spoiled, das gilt nicht nur bei Filmen, sondern auch bei Übungsaufgaben. Mir blieben in meiner Studentenzeit eigentlich nur die Aufgaben im Kopf hängen, wenn ich nach mehreren Stunden endlich eine zündende Idee hatte, um sie zu lösen, und nicht die Aufgaben, die ich irgendwo abgeschrieben hatte. Wenn dann die Aufgaben abgegeben worden sind, sieht man das Resultat. Manchmal kann es passieren, dass Aufgaben, bei denen man viel Zeit investiert hat, schlecht bearbeitet worden sind. Das sollte einen aber nicht zurückwerfen. Das gehört dazu. Vllt. war die Aufgabenstellung noch nicht komplett ausgereift gewesen. Vllt. war in der Woche schönes Wetter gewesen, und die Studis haben sich eher eine Auszeit gegönnt.
Und an diesem Punkt beginnt dann auch wieder die Arbeit von neuem. Das nächste Übungsblatt muss raus…
du benutzt sehr gerne das wort „allerdings“ oder?
„Ein wichtiges Mittel, um den Studenten neues Wissen beizubringen, ist das vorgetragenene Wissen zu üben.“
Schatzi.. du überträgst Informationen, die dann zu Wissen werden können (falls der Recipient Interesse hat)